Keine Sorge, hier geht es jetzt weder um Patientenverfügung noch andere Volkskrankheiten. Naja, vielleicht ein kleines bisschen. Mit der Wiederbelebung des Schlossberges zeigen sich nach den ersten Monaten die kleinen Schwächen des ein oder der anderen.
Dieser Artikel war für das Jahr 2019 geplant und wurde dann immer wieder vor uns hergeschoben. Schreibt man darüber? Sollte man so Kritik üben? Nach einem weiteren Jahr der Wiederbelebung (zwar unter Corona, aber immerhin), zeigt sich: Gleichgültigkeit an mehr als einem Ort. Nun also 2020 als Eintrag in unser Onlinetagebuch.
Während die Gäste mit wirklichen Einschränkungen sich zu Fuß auf das altehrwürdige Gelände vom nahegelegenen (doch für sie beschwerlichen) Parkplatz auf den Weg machen, erfreuen sich die gesunden Jungen wie alten an der zügigen Fahrt mit dem Automobil direkt vor die Tür von Vorburg und/oder Museum.
Uns sind keine vergleichbaren Burg & Schlossanlagen bekannt, die einen solchen Service (neudeutsch: Drive-In) bieten. Aus Gründen. Es handelt sich um ein Denkmal, welches nicht ohne Grund für die Nachwelt erhalten werden sollte. Auch sollte es sich jedem zugänglich machen, erfahrbar, nicht befahrbar. Man sieht mehr, geniesst mehr, erlebt mehr.
Hochzeitsgäste nehmen mit Buchung einer Trauung oder eines Ortes in der Kernburg das gesamte Gelände für Ihren temporären Besitz ein. Parken gerne an nahezu jedem Ort, wundern sich dann, warum der Fotograf das Brautpaar vor lauter Fahrzeugen nicht allein vor der schönen Burgsilhouette aufnehmen kann. Fliegende Fotografen (also in Drohnenform) nehmen ebenso Formen an. Einige Fragen, vielen ist es schlicht egal. “Wir haben ja eine Haftpflichtversicherung”. Darum geht es weder uns noch unseren Gästen. Es geht um den Anstand, fremdes Eigentum zu schätzen und die Privatsphäre zu respektieren.
Unsere Gäste sitzen nicht ohne Grund im Sommer unterm Blauglockenbaum. Es geht um ein ruhiges Plätzchen, ohne Trubel. Auch ohne DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) findet es sicher niemand toll einfach so aus der Luft aufgenommen und dann in irgendeinem Video und auf irgendeiner Plattform in Filmform aufzutauchen. Luftaufnahmen waren mal Genehmigungspflichtig. Mit diesen fliegenden kleinen Dingern, die durchaus in gewissem Rahmen eine tolle Sache sind, sieht das aus Sicht der Profi und Amateurfotografen scheinbar anders aus.
Zurück zum Eigentum anderer. Ob es sich nun um den Teil der Burg- & Schlossanlage handelt, welcher sich in Besitz und Verwaltung der Stadt Allstedt befindet, oder unsere Vorburg (Familienbesitz), gerne wird schnell mal eben eine Kippe “weggeschnipst”. “Irgendjemand” wird sich da schon drum kümmern… Irgendjemand sind dann im Regelfall wir selbst, denn wir möchten es für uns uns unsere Gäste schön haben. Oder eben auch Bedienstete der Stadt. Das reißt das finanzielle Loch noch tiefer in die Stadtkasse. Aber irgendjemand wird das schon zahlen… Genau, am Ende alle.
Denn auch wir sind kein Wohlfahrtsverband, wir haften und arbeiten jeden Tag mit persönlichem Einsatz und Mitteln, damit sich auf dem Schlossberg etwas bewegt. Es fühlt sich respektlos an, wenn einzelne dies mit Füssen treten, indem achtlos Müll und Kippen auf dem Gelände verstreut werden, wenn eigentlich Grundsätzliches aus Grundschulzeiten nicht beachtet wird. Wenn Verkehrsschilder keine Rolle spielen und man noch nicht einmal Verständnis dafür aufbringt, dass es recht kontraproduktiv ist, einerseits eine schöne, gepflegte Anlage kostenlos zu betreten, die Aussicht, das Umfeld, den besonderen Charme erleben will, sich noch darüber äussert, dass hier ja einiges zu tun ist, dann aber mit dem grossen Benz ungebremst über die denkmalgeschützte Anlage brettert als gäbe es kein Morgen. Ersetzen Sie den geläufigen Benz gerne mit nahezu jeder Marke und die angesprochenen Personen mit nahezu jedem Alter und jeder Schicht.
Das ist schade, das ist der einzige Wermutstropfen einer wundervollen Zeit, die wir zusammen mit unseren geschätzten Gästen erleben dürfen und auch zukünftig erleben und erlebbar machen wollen. Einst benutzten wir den Begriff Hausmeister als kleinen Scherz. Hausmeister und Parkanweiser ist scheinbar wirklich notwendig um fehlendes oder ausgeblendetes Grundwissen zurückzubringen. Wird also scheinbar doch eher eine schulische Einrichtung, die wir hier auf der Vorburg mal mit einplanen sollten 🙂
Sehen Sie uns nach, in unserem Tagebuch, als das man diese Beiträge durchaus werten kann, soll ruhig für die Nachwelt auch dieser Aspekt der Wiederbelebung seinen Platz finden. Er verdirbt uns jedoch nicht den Spass am Projekt Vorburg, am Einsatz für unsere Pläne und das Wohl unserer neuen Heimat. Wir werden wohl schlicht noch deutlicher auf diese kleinen vermeidbaren Missstände hinweisen. Traurig aber wahr.