Mit der Überschrift ist bereits alles gesagt. Wäre vielleicht ein bisschen kurz für einen Beitrag. An allen Ecken sitzt das Geld nicht mehr so locker, an vielen Ecken ist es schlicht nicht mehr ausreichend zur Verfügung, kurz, es wird gespart. Aus Gründen die einleuchten. Daher schreiben wir diese Zeilen zum Jahresausklang/-beginn, zur Erklärung unseres Standpunktes in Sachen “kompromissloser Genuss”.
Auch bei uns macht sich die allseits bekannte Lage der Nation bemerkbar. Die Kosten steigen aussergewöhnlich, da blutet das Herz eines (Bank-)Kaufmannes. Alle Positionen und Abläufe in unserem kleinen Familienbetrieb haben wir stets im Auge, dieser Tage noch mehr. Denn da blutet das Herz der Hotel- und Restaurantfachfrau. Keine Frage, wer sein Geschäft ordentlich führt, korrekte (verpflichtende elektronische Kasse, kaufmännische doppelte Buchführung), seine Lieferanten vertrauensvoll im Blick behält, seine Abläufe/Prozesse kennt und optimiert, hat in “normalen” Zeiten schon genug zu tun, allen Anforderungen zu entsprechen und am Ende noch etwas in der Tasche zu behalten. Richtig, die andauernde Diskussion, “der Gastronomie geht’s ja gut, die haben ja seit spätestens seit Corona die Taschen voll”, wollen wir hier nicht befeuern. Vielleicht am Rande nicht unerwähnt lassen, denn noch immer gibt es genügend “schwarze” Schafe, für die Bargeld glänzt, Umsatz gleich Gewinn ist, das Auto vor der Tür nicht gross Genus sein kann. Die Branche hat viele Fehler gemacht und macht sie noch heute. “Wer nichts wird, wird Wirt!”, eines unserer Lieblingssprichworte in diesem Zusammenhang. Wir haben unser Handwerk gelernt, das wird uns an dieser Stelle zum Verhängnis. Denn wir machen uns Gedanken, noch immer viel zu viele andere machen das nicht. Viele Faktoren sorgten und sorgen für die Misere und das noch immer verfälschte Bild der Gastronomie und Hotellerie. An dieser Stelle aber genug zu diesem politischen Thema.
Es geht um Genuss und genau der droht vielerorts auf der Strecke zu bleiben, in diesen Tagen, Monaten, vielleicht Jahren der “neuen Normalität”. Neben unserer Basis, der erlernten Berufe, die für Gastgeber unerlässlich sind, oder sein sollten, ist der Anspruch an Genuss mitsamt aller Rahmenbedingungen unseres Erachtens aktuell wichtiger denn je.
Nachdenklich macht es, wenn man die aktuelle Situation betrachtet. Wandel ist, zumindest für uns, etwas, das täglich passiert. Doch die Begleiterscheinungen in der Masse sind dieser Tage schon beachtenswert. An dieser Stelle füge ich ein paar Zeilen eines geschätzten Kenners der Gastgeberszenerie aus dem hohen Norden ein, die unsere Gedanken umschreiben:
“Warum und wie kommen Menschen zusammen? Darum geht es in der Gastronomie. Momente zu schaffen, zu denen Menschen zusammenkommen möchten. Und, es lebe der Kapitalismus, konsumieren möchten. Aus diesem Wunsch ein Business zu machen. Das Verhalten im Zusammenkommen ist, denke ich, großen Änderungen unterworfen. Gerade in jüngeren Generationen. Diese Änderungen spüren viele Gastronomen gerade. Der Abend mit Team Speak und ein paar Stunden GTA kann ein entspannter Abend sein. Das Kochen mit Freunden zu Hause. Das Business Event. Der Sport. Nur hat man dann keine Zeit mehr für den Restaurantbesuch.” – Auszug aus den täglichen Gedanken des Joerg Meyer aus der Bar Lion in Hamburg – LINK
Das Geld sitzt nicht mehr so locker (saß es das je?), das Verhalten im Zusammenkommen ändert sich (hat es das nicht schon immer?).
Wird doch ganz schön philosophisch in diesem Beitrag. Mit unermüdlicher Neugierde läßt sich natürlich auch etwas Positives zu diesem Thema finden, quasi als Ausgleich. “Social-Dining” – unser Zwinkermoment zum neuen Jahr. Für fast alles gibt es ja Studien, Wikipediaeinträge und Forschungen. So auch für das völlig neue Phänomen Social Dining. Was besagt dieser Anglizismus: Mann, Frau, divers trifft sich mit fremden Menschen um gemeinsam zu Essen. Typisches Großstadtdenken? Die haben Sorgen, in New York, Paris, weniger in Güstrow.
Da treffen sich also Menschen, um gemeinsam eine gute Zeit zu verbringen. Kommen als Fremde und gehen als Freunde. Sie sind selbst drauf gekommen: wir nennen es GENUSSABENDE. Sind wir da unabsichtlich Trendsetter? Sicherlich.
Wenn schon Genuss, dann kompromisslos, ordentlich, gut, verlässlich. Punkt.
Bewusster Genuss, die Zeit, die man hat oder einsetzen möchte sinnvoll nutzen und mit sinnenhaften und guten Momenten füllen. Das ist es, was schon immer zählte, das ist es, was unserer Erfahrung und Meinung nach der richtige Weg in diesen Zeiten ist. Gerne sind wir keine Trendsetter wenn es darum geht, mehr Geld für kleinere Portionen oder schlechtere Qualität zu verlangen. Wir sind seit Jahren trotz Mehrwertsteueränderung in Sachen Preisen und deren Erhöhung homöopathisch gleichbleibend. Bei mindestens gleicher, eher höherer Qualität. Wir sprechen nicht jeden Tag darüber, wir machen es einfach. BIOprodukte, regionale Produkte wo möglich und sinnvoll. Natürlich schlagen da zwei Herzen in der Brust, die des Kaufmannes und die der Geniesser. Wir stellen Genuss in diesen Tagen an weit mehr Stellen vor die Wirtschaftlichkeit als noch vor Jahren. Die Zeiten sind hart. Doch wir sind überzeugt, dass unsere geschätzten Gäste den Unterschied feststellen und schätzen. Denn Abstriche beim eigenen Anspruch oder der Qualität halten wir aus Überzeugung für den Todesstoß eines jeden Genussortes, der Todesstoß für GastgeberIn. Verstehen wir uns hier bitte richtig, wir führen unser Unternehmen erfolgreich und wirtschaftlich, es geht uns gut. Das erleichtert es uns, kompromisslos gut zu arbeiten. Ebenso sind wir überzeugt, dass wir ohne kompromisslos gutes Arbeiten heute keinen Spielraum hätten. Das Henne/Ei Prinzip. Und, nicht zu vergessen, wir arbeiten noch immer ein einem unsanierten Provisorium, äh Refugium 🙂 – Was wohl, wenn wir hier mal entscheidende Fortschritte machen…
So, das musste mal raus. Denn auch wir als Genussmenschen gehen mal raus und schauen uns auf dem Markt um. Wie gerne, aber auch wie deutlich seltener treffen wir auf andere kompromisslose Gastgeber. Es liegt an jedem von uns, in was wir unsere Zeit und unser Geld investieren. Würde man uns fragen: in kompromisslosen Genuss.