Egal wie man es versucht auszudrücken, es bedeutet ein Ende. Ein Ende unserer Aktivitäten auf der Vorburg von Schloss Allstedt und in der Region. Punkt.

Wir waren gut, wir waren erfolgreich, wir sind stolz so viele liebe Gäste für den Genuss begeistern zu dürfen. Wir waren Anker in schlechten Zeiten (man denke an den Biergarten unterm Blauglockenbaum, gerade zu C-Zeiten und natürlich der #adventimturm to go 2021, bekannt nicht nur aus Funk und Fernsehen), Genussort in den guten Zeiten. Wir haben Allstedt wieder auf die touristische Landkarte gebracht. Wir haben uns viele Freunde und nicht weniger Neider gemacht. Zugegeben, wir hätten gerne noch mehr gemacht. Aus Gründen macht es jedoch auf der Vorburg und leider auch in der Region keinen Sinn mehr für uns.
Bücher könnten wir füllen, Diskussionen lostreten. In diesen Tagen ja ein beliebtes Werkzeug. Diskutieren ist nicht unser Ding, wir haben stets gemacht und machen weiter. Im achten Jahr am Ort hätten wir jedoch zu Beginn 2017 nicht gedacht, einmal sagen zu müssen, dass wir müde sind, stets zu hören was nicht geht, noch immer zu häufig zu hören, was in der Region schlecht ist. Haben wir doch bewiesen, was selbst mit kleinsten Mitteln im “Provisorium Vorburg” möglich ist? Mit wenigen Ausnahmen, hat sich unserer Erfahrung nach NIEMAND mit Ruhm bekleckert. Lange wollten wir es nicht wahr haben, lange haben wir am Projekt Vorburg festgehalten. Lange haben wir in der Region nach einem Plan B und C gesucht. Wir sind bei vielen Institutionen vorstellig geworden, haben durchaus einzelne Fürsprecher auf unserem Weg finden können. Diese Leute machen Bemerkenswertes und arbeiten an einer positiven Zukunft der Region. Diese Leute haben im Vergleich zu uns einen grossen Vorteil: sie bekommen ohne Wenn und Aber ihr Gehalt am Monatsende. Das sei Ihnen gegönnt. Für Unternehmer ist das dennoch an manchen Stellen befremdlich. Gibt es doch inzwischen scheinbar mehr institutionelle Wirtschaftsförderer als Wirtschaftende. Und letzteren wird es unserer Erfahrung nach nicht einfach gemacht – besser unmöglich gemacht. Kein Problem einer einzelnen Stadt, eines einzelnen Landkreises. Insbesondere in den vergangenen Monaten haben wir so ziemlich jeden Stein in der Region umgedreht, um ein komplett neues, zukunftsfähiges Projekt anzusiedeln, zu investieren, aber vor allem: mit Herz zu bewirtschaften. Wenn Ihnen allerdings der theoretische Wille (gepaart mit der u.E. völlig verkehrten Förderlandschaft) mit dem praktischen Unwillen und Unvermögen entgegenschlägt, dann kommt der Tag, an dem man sich als Unternehmer fragt: muss und vor allem will ich da noch Zeit, Geld, Muße investieren?
Der einleitende Satz hat es bereits beantwortet: NEIN. Denn wir arbeiten hart für unser Geld, wir haben gerne Steuern in der Region gezahlt, alle Widrigkeiten seitens der Umstände und öffentlichen Hand in Kauf genommen. Themen wie überbordende Bürokratie, Kleinkrämerei und Anspruchslosigkeit möchten wir erst gar nicht ansprechen. Doch es kommt der Punkt, an dem man sich fragt, lohnt es sich noch. Wir sind zu dem Schluss gekommen, hier nicht mehr.
Wir durften ausgesprochen liebe und treue Gäste bei uns zu Gast wissen, wir haben vielfältig das Leben zusammen zelebriert, gelacht, geschlemmt, beim #adventimturm vorweihnachtlich gestimmt gefroren und durch einen Glühwein oder den legendär gewordenen Eierpunsch wieder aufgewärmt. Wir hatten die üblichen Grantler und vor allem die, die von nichts eine Ahnung, stets zu allem eine Meinung hatten. Gehört zum Geschäft und zeigte uns in all den Jahren seit 2017, dass wir selbst in und aus einem “Provisorium” einen Ort, ein “Genussrefugium” erschaffen haben, der seinesgleichen suchte. Wir waren und sind wirtschaftlich erfolgreich, vom ersten Tag an, selbst während Corona. Wir haben stets alle gesetzlichen Vorgaben, insbesondere die der Finanzbehörden (Kassenpflicht, Bonpflicht, ordentliche Buchführung, ordentliche GEMA-Abrechnung etc.) eingehalten, Gewinne durch harte Arbeit und Entbehrungen erwirtschaftet und nochmal so hart versteuert. Und gerade bei Steuern ist man erfinderisch. Hier noch ein besonderes Beispiel, welches sich bei uns eingebrannt hat. “Vergnügungssteuer” – kannten wir bislang eher von anderen zwielichten Etablissements, auch Spielhallen: so ist es hier an der Tagesordnung jede Form der Belustigung zu besteuern. Wir haben “Vergnügungssteuer” bezahlt, für jeden einzelnen Genussabend! Machen Sie sich gerne den Spass und studieren Sie die Gebührensatzung der Stadt, hier kommen komischerweise diejenigen schlecht weg, die ihre Arbeit “beruflich und offiziell” machen. Mehr möchten wir an dieser Stelle nicht ausführen, Sie denken sich sicherlich Ihren Teil.
Doch mittlerweile wissen wir, egal welche Summe man bereitstellt, sie machen einfach nichts draus. Wir sollten uns nicht beklagen! Schliesslich verdienen wir uns ja spätestens mit der angekündigten Mehrwertsteuerverringerung von 19 auf 7% zukünftig nicht nur dumm, sondern auch dämlich!? Die nächste Diskussion, die wir gestern noch (mit Politik, Verbänden, Marktteilnehmern und Gästen) geführt hätten, aber heute? Nicht zu vergessen: unsere Gäste haben Geld in die Region gebracht, Übernachtungen gebucht, getankt, eingekauft, überhaupt erstmal festgestellt, dass es Allstedt gibt.
Tourismus als Wirtschaftsfaktor für das Land, den Landkreis? Dazu gehört u. E. mehr als Behördenposten zu schaffen und angebotene Fördermittel mit den bekannten Fallstricken. Dazu bedarf es Banken, die das Geschäft verstehen (wollen) und handeln dürfen (wollen). Dazu bedarf es (mehr) Gästen, die am Genuss interessiert sind, nicht nur der reinen Nahrungsaufnahme auf Plastestühlen (bildlich formuliert). Es bedarf dem wirklichen Interesse und nicht nur der Worte. Es ist nicht unsere Aufgabe hier als einzelne gegen Windmühlen zu kämpfen. Wir haben gezeigt, was im Kleinen in einem “Provisorium” möglich ist – zum Grossen kommen wir hier einfach nicht. Die Gründe sind vielfältig und natürlich machen sich alle auf die Suche nach den Schuldigen. Selbst dazu haben wir mittlerweile keine Lust mehr. Wir fällen nun eine schlichte, kühle wirtschaftliche Entscheidung für unsere eigene Zukunft. Ist das Klima hier nicht “investitionsfreundlich”, dann suchen wir uns woanders “investitionsfreundliche” Standorte und Gelegenheiten.
Lesen Sie da etwas Groll zwischen den Zeilen? Ja; wenngleich wir uns vorgenommen haben, keinen zu hegen: denn es war sehr schön hier auf der Vorburg in Allstedt, wird weiter schön sein. Wir sind neugierig, was die Zukunft von Schloss Allstedt so bringt. Wir bleiben weiterhin auf der Vorburg, vor allem wegen unserer Katzen;-). Unternehmerisch verlagern wir unser Engagement und unseren Invest jedoch zukünftig woanders hin.
Danke für eine ausgesprochen turbulente, ereignisreiche und aufschlussreiche Zeit, danke für die zahlreichen Begegnungen, tolle Momente, bleibenden Erinnerungen. Bevor diese Freude vergeht, beenden wir besser unser Engagement auf der Vorburg, da denken wir dann doch mal ein bischen an uns. Es war uns stets eine große Freude hier Ihre GastgeberIn zu sein.
Bitte bleiben Sie uns gewogen, es kommt die Zeit, da geniessen wir wieder zusammen…